…habe ich jetzt ein Haltbarkeitsdatum? Scherzt Sie bei unserem Gespräch und erzählt mir das ihr Partner immer schon auf Sinéad O’Connor stand.

Im Dezember 2015, kurz vor Adams, ihrem Sohn, erstem Geburtstag, wurde, aufgrund einer verhärteten Stelle in ihrer rechten Brust, Krebs diagnostiziert.
Das war 6 Wochen nach einer befundfreien Untersuchung durch ihre Frauenärztin.

…und als sie 15 war, wollte sie ein Punk sein, traute sich dann aber nur die Haare wild zu färben. Heute ist sie promovierte Naturwissenschaftlerin und Mutter von Käthe (3) und Adam (1).

Wir kreieren den Begriff „KrebsPunk“.

Wir reden über ihre beiden Kinder und diese Frau strahlt und strahlt und erst dieses absolut bezaubernde Lächeln, ich bin hingerissen. Das sie im letzten Dezember am absoluten Tiefpunkt ihres Lebens war, ist leicht nachzuvollziehen und auch ihr Wunsch, ihre Kinder heranwachsen zu sehen.
Anna ist 34 Jahre alt. Vom Krebs befallenen Lymphknoten wurden ebenfalls gefunden und der vermutete Bandscheibenvorfall entpuppte sich als Metastase. Das ist eigentlich der Punkt, in dem es, lt. Leitlinien, keine Hoffnung mehr auf Heilung gibt.

Annas Ärzte waren, angesichts ihrer Jugend, ebenso entsetzt, wie Jeder, der das liest. Gottseidank sind sie auch genauso engagiert im Kampf gegen den Krebs. Daher wurde die Metastase in einer 9stündigen OP entfernt. Sie hatte sich in einem Wirbelkörper verkapselt und Anna hat nun eine Titanstange im Rücken. Ihre rechte Brust wurde komplett entfernt, wie auch einige Lymphknoten. Die Brust wird nun wieder „aufgebaut“. Diese Kette hat sie von einer Freundin, es ihre „Heilungskette“, die wird sie tragen, bis sie krebsfrei ist.

Seit 5 Wochen bekommt sie eine, speziell auf ihre Krebsart zugeschnittene Chemotherapie, die ein halbes Jahr dauern wird.

 

Die Begegnungen mit den an Krebs erkrankten Frauen, die ich vor einem Jahr angefangen hatte zu porträtieren, hatten mich so mitgenommen, dass ich nicht sicher war, ob ich das Portraitprojekt fortsetze. Habe überlegt und Anna dann eingeladen in mein Studio zu kommen.Ich bin sehr froh es getan zu haben, denn Anna ist ein ganz besonderer Mensch. Auch wenn sie ganz nüchtern über ihr Schicksal spricht, leise Verzweiflung anklingt, ist da auch ganz viel Lebensfreude und Energie, positive Energie.
Wir haben zusammen darüber gelacht, dass es im Leben manchmal so ist, dass wir uns echt mies fühlen und dann nach Hause kommen und das Kind hat Fieber und braucht uns und wir denken, oh nein, jetzt nicht! Sie kann z.Zt. ihre Kinder nur bedingt selbst versorgen und hat keine Ahnung, wie sich die nächsten Monate für sie entwickeln werden.

Sie ist sehr glücklich über ihre Freunde, die eine echte Hilfe sind und stellt sich vor, Enkel zu haben.
Noch nie war ich so dankbar darüber, so alt zu sein.

Anna ist im Sommer 2019 gestorben.

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